Ein Materialdepot, das an die Wand gelehnt darauf wartet, wieder verwendet zu werden, trägt den Titel Mise en place. Ein Monolith wirkt selbstbewusst, während der einbeinige Hocker in fragiler Stabilität steht. Ein an die Wand geworfener Lappen namens Wurf, der in Wasser und Pigment getränkt einen Abdruck hinterlassen hat. Ist das noch Malerei? Oder schon Malerei? Das minimalistische Skulpturensetting von Eva Maria Gisler verweist auf alltägliche Formen und Gegenstände, mit welchen sie poetisch und mit Freude an der Paradoxie spielt. Bemerkenswert ist ihr Fokus auf das Periphere und Ephemere sowie das Beherrschen der lapidaren Geste. Materialität, Abschnitte und Fundstücke erinnern an die Tradition der Arte povera, die dreidimensionale Malerei mit minimalistischen Formen an Konkrete Kunst. Gisler überzeugt dadurch, wie sie subtil und auf treffende Weise den Skulpturenbegriff und Malereidiskurs weiterführt. Michel Rebosura

 

EVA MARIA GISLER, *1983, Bern, Bildende Kunst & Performance, Werkbeitrag CHF 30’000, evamariagisler.ch

Visuals: Porträt © zVg; Werk Monolith, 2022, Hocker, 2020, Mixed Media; Werk Mise en place, Mixed Media, 2022; Atelieransicht