In Lukas Maisels neuem Romanprojekt mit dem Titel «Im Jahr des Panthers» treibt sich ein seltsam dunkles Tier in der Kollektivfantasie einer Stadtbevölkerung herum. Am ehesten gleicht das Schattenwesen einem Panther. Das Unheimliche bricht in den geordneten Alltag der Menschen ein, die auf die Bedrohung unterschiedlich antworten. Maisel führt uns präzis und mit grosser erzählerischer Lust vor Augen, wie sich das bedrohliche Raubtier-Gerücht von einer Romanfigur zur nächsten verbreitet. Dabei stützt er sich auf reale Vorfälle: Verschiedentlich wurden in der Schweiz schon vermeintliche Panther gesichtet. Ihn interessiert, was das mit den Menschen macht und wie Massenhysterien entstehen. Sein Romanvorhaben ist deshalb so spannend, weil Lukas Maisel nach erzählerischen Mitteln sucht, wie das Unfassbare plötzlich eine neue Wirklichkeit entstehen lässt und das Leben einer Stadt auf unheilvolle Weise prägt. Der Autor versteht es, mit wenigen Strichen überzeugende Figuren zu schaffen und mit wenigen Schlaglichtern ihren jeweiligen Lebensalltag (etwa als Lagerist oder Barfrau) zu vergegenwärtigen. Julian Schütt
LUKAS MAISEL, *1987, Nesselnbach, Literatur, Werkbeitrag CHF 30’000. Rowohlt Verlag
Visuals: Porträtbilder © Christina Brun